Factsheet lesen – Mit dieser Info daraus bist du allen Voraus
Dass es sehr viele verschiedene ETFs gibt wissen wir nun schon. Wir können in verschiedene Anlageklassen und Länder investieren. Branchen oder auch Rohstoffe. Heute schauen wir sozusagen einmal genau unter die Haube eines ETFs und lesen ein Factsheet. Dieses bietet uns nämlich sehr viele Informationen über einen bestimmten Indexfonds.
Jeder Fondsanbieter muss für seinen ETF ein sogenanntes Factsheet erstellen und veröffentlichen.
Dieses findest du meist sehr zentral gleich am Anfang eines jeden ETFs. In diesem Factsheet sind die wichtigsten Informationen und Inhalte des jeweiligen Fonds festgehalten. So soll der Investor in kurzer Zeit sofort erfahren, um welche Investition es sich handelt, was die wichtigsten Keyfacts sind und was genau ich überhaupt kaufe.
Das Layout des Factsheets jedes Anbieters sieht etwas anders aus, das wirst du selber herausfinden. Die Informationen jedoch sind sehr ähnlich und meist auch an der gleichen Stelle abgedruckt. Heute möchte ich mit dir 3 solcher Sheets von verschiedenen ETFs genauer ansehen. Eine Info daraus, ist meiner Meinung nach sehr wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein.
Das erste Factsheet ist das des S&P 500. Dieser Index fasst die 500 größten Unternehmen der USA zusammen. Der S&P 500 wird nicht selten als einer, wenn nicht der wichtigste Aktienindex der Welt angesehen. In den Finanzmedien wird in Deutschland oft vom Dow Jones berichtet. Dieser ist aber weit weniger aussagekräftig als der S&P, da dieser viel konzentrierter ist und weit weniger Breite, auch in Sachen Technologiewerte bietet.
Rechts sehen wir die Eckdaten. Diese geben uns einen groben Überblick, um welche Investition es sich hier überhaupt handelt. Da der S&P 500 ein Aktienindex ist, sehen wir hier auch unter der Anlageklasse Aktien. Die Basiswährung dieses Index ist der USD.
Nicht uninteressant ist auch das Auflagedatum. Dieser ETF z.B., ist schon sehr lange investierbar.
Hier sehen wir nun auch, welcher Index abgebildet wird. Vor allem bei Smart Beta ETFs ist dies interessant herauszufinden, um einen Vergleich anzustellen, ob dieser wirklich eine Verbesserung zum zugrunde liegenden Index bietet.
Die ISIN ist eine Identifikationsnummer, unter dieser wir dann später genau diesen Indexfonds finden können. Wenn ich diese z.B. bei meinem Broker eingebe, um in diesen ETF zu investieren, kann ich diesen unter dieser Nummer unmissverständlich wiederfinden.
Die Gesamtkostenquote gibt uns zudem Aufschluss, wie viele Gebühren wir pro Jahr an den Anbieter bezahlen müssen. Mit 0,07% sind diese hier äußerst gering und schon kaum mehr messbar in der Gesamtperformance.
Eine Ausschüttung findet nicht statt, da es sich hier um einen thesaurierenden ETF handelt. Den S&P 500 gibt es aber auch selbstverständlich noch in einer ausschüttenden Variante, wo wir regelmäßig, in diesem Fall einmal pro Vierteljahr, eine Ausschüttung erhalten.
Die Replikationsart ist physischer Natur. Warum das so wichtig ist, haben wir schon im letzten Beitrag ausführlich behandelt und erfahren.
Die meiner Meinung nach mit Abstand wichtigste Information des gesamten Factsheets, mit der wir langfristig andere Anleger schlagen, die diese nicht wissen, ist die Aufteilung der Top-Positionen.
Warum diese so wichtig ist?
Der S&P 500 in unserem Beispiel, investiert in die 500 größten Unternehmen der USA. Diese 500 Unternehmen haben aber nicht alle die gleiche Gewichtung in diesem Index. Diese werden meist nach der Marktkapitalisierung aufgestellt. So bewegt ein sehr großes Unternehmen wie Apple den gesamten Index viel mehr als vielleicht eines der kleineren Unternehmen des Landes.
So sehen wir auch hier, dass die größten Unternehmen des Landes und auch teilweise der Welt, die Spitze bilden.
Hier sehen wir Apple, Microsoft, Amazon, Facebook, Tesla und den Mutterkonzern von Google ganz oben. Was ich wiederum positiv bei diesem Index finde ist, dass diese Top-Unternehmen trotz der sehr hohen Marktkapitalisierung trotzdem sehr nahe beieinander liegen. Wie es auch anders aussehen kann, werden wir gleich im nächsten Beispiel sehen.
So bilden die 10 größten Unternehmen dieses ETFs insgesamt rund 28% der Gesamtaufstellung. Nehmen wir nun einmal an, Apple hätte nicht rund 6%, sondern 20% der Top-Position inne. Dann würde das bedeuten, dass trotz der Innovationskraft dieses Unternehmens, der gesamte Index maßgeblich durch diese eine Firma bewegt würde.
Läuft es für Apple gut, würde der gesamte S&P 500 nach oben gehen. Sollte es zu negativen Entwicklungen bei Apple kommen, würde der gesamte Markt deswegen nach unten laufen.
Somit müssen wir immer unbedingt auf die Top-Positionen des ETFs achten, um nicht von einem oder einigen wenigen Unternehmen zu sehr abhängig zu sein. Je ausgeglichener die Aufteilung ist, desto weniger sind wir von der Entwicklung einer Firma abhängig.
Bei der historischen Performance können wir dann die Rendite sehen, welcher dieser ETF uns geboten hat oder auch hätte. Der Vergleich von Fonds und Vergleichsindex zeigt, welche Abweichung durch die Abbildung zudem stattgefunden hat. Was dies genau bedeutet, werde ich dir in einem anderen Beitrag noch einmal genauer erklären.
Auf der nächsten Seite (Screenshot) sehen wir zudem noch die Aufgliederung nach Sektoren. Das bedeutet, in welche Sektoren innerhalb des S&P 500 sich die enthaltenen Unternehmen aufteilen.
Da die USA maßgeblich an der technologischen Entwicklung der letzten Jahre beteiligt waren, ist der S&P auch zu einem Teil Tech-lastig.
Der IT-Bereich ist mit mehr als einem Viertel sehr ausgeprägt. Nun muss jeder Investor für sich entscheiden, welche Rolle er diesem Sektor in den nächsten 10 bis 20 Jahren zusprechen würde.
Die anderen Sektoren sind aber wiederum relativ ausgeglichen aufgeteilt.
Die Aufteilung nach Regionen ist relativ klar. Da es sich beim S&P 500 um einen reinen US-amerikanischen Aktienindex handelt, ist die Region USA bei 100%.
Mit wenig Aufwand haben wir nun innerhalb weniger Minuten schon sehr viel über den ETF erfahren und ihm quasi unter die Haube geschaut. Als gewissenhafter Investor schaue ich jedes Factsheet eines Indexfonds an, welcher für mich potenziell als Investition infrage kommt.
Zum Vergleich möchte ich das Factsheet des DAX öffnen. Die Basisdaten überspringen wir jetzt, da sich diese in der Erklärung nicht zum oberen Beispiel ändern.
Viel interessanter sind die Top-Positionen des DAX. Dieser soll den breiten deutschen Aktienindex, nach den größten Unternehmen unseres Landes gewichtet nach Marktkapitalisierung wiedergeben.
Natürlich enthält der DAX nur 30 Unternehmen. Im Vergleich zum S&P 500 mit seinen 500 Unternehmen natürlich kein wirklicher Vergleich. Aber ein wichtiger Punkt, worauf wir bei jedem ETF achten sollten, fällt uns dann doch auf. Denn die größten 3 Unternehmen, nämlich SAP, Linde und Siemens machen schon gut 30% der gesamten Performance aus. Das bedeutet, dass diese 3 Unternehmen alleine den gesamten DAX nach oben oder nach unten bewegen können.
Diese Bewegungen sind freilich nicht so gravierend, dass der gesamte deutsche Aktienmarkt in Schieflage geraten könnte. Jedoch kann die langfristige Gesamtperformance durchaus um einige Prozentpunkte verschoben werden. Wenn wir beachten, dass wir für unsere Altersvorsorge ungefähr 30 Jahre investieren wollen, ein nicht ganz aus der Welt zu schaffender Fakt.
Das nächste Beispiel ist eines, welches mir persönlich so passiert ist. Ich habe einen sehr interessanten ETF entdeckt und hatte in Erwägung gezogen, in diesen zu investieren. Nach dem Blick in das Factsheet jedoch, habe ich diesen Gedanken wieder verworfen.
Es handelte sich um den Xtrackers MSCI World Momentum. Ich fand den Momentum Ansatz dieses Smart Beta ETFs sehr interessant. Ich wollte nur einen kleinen Teil meiner Investitionen in diesen einfließen lassen. Nach dem Blick in das Factsheet jedoch wieder davon abgelassen.
Der Grund war folgender. Beim Blick in die 10 größten Unternehmen dieses ETFs fiel mir auf, dass Tesla die größte Position ist. Ohne Zweifel, Tesla ist ein innovatives Unternehmen beim Thema Elektromobilität. Die Aktie ist jedoch in den letzten Monaten sehr heiß gelaufen. Ob dieser Trend so weitergeht? Zumindest langfristig denke ich, dass so ein steiler Anstieg nicht fortführbar ist.
Somit hatte ich den Zweifel, dass wenn es zu einem nicht vorhersehbaren, großen Rücksetzer dieses eines Unternehmens kommt, der gesamte Indexfonds darunter leidet. Somit ich auch nicht vorhersehen kann, ob dann nicht auch andere Technologieunternehmen in diesem Zuge in Sippenhaft genommen werden und auch abgeben müssen.
Des Weiteren ist mir bei einem Blick auf die Verteilung der Länder aufgefallen, dass diese sehr USA bezogen ist.
Alles in allem bin ich dann zu dem Entschluss gekommen, dass sich dieser Momentum ETF nicht sonderlich vom vorher gezeigtem S&P 500 unterscheidet und ich besser die Investition auf diesen konzentrieren sollte.
Das Factsheet offenbart viele, sehr interessante Informationen über die Zusammensetzung von ETFs. So sollten wir dies bei der Betrachtung und Bewertung einer Investitionsentscheidung niemals außer Acht lassen. Schau dir ein paar Factsheets an und du wirst dich bald sehr gut damit zurechtfinden.
Disclaimer Die von mir in diesem Text getätigten Aussagen spiegeln ganz alleine meine Meinung wider. Es ist keine Aufforderung, die in diesem Text beschriebenen Tipps und Vorschläge auch so für dich in die Tat umzusetzen. Beachte, dass Anlagen in Aktien, ETF und Derivate riskant sind und im schlimmsten Fall zum Totalverlust führen können. Auch ich kann keine Prognose über zukünftige Verläufe treffen. Die von mir verfassten Texte und Aussagen dienen rein der Information und Weiterbildung. Links, welche mit einem* gegenzeichnet sind, sind sogenannte Affiliatelinks. Wenn du über diese Links ein Produkt oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmst, erhalte ich eine Vergütung. Für dich bedeutet dies keine Mehrkosten. Ich empfehle zudem nur Produkte, von denen ich selber überzeugt bin und diese auch persönlich nutze.