So richtest du ein bestehendes ETF Depot neu aus

Im Leben wie beim Investieren entwickelt man sich im Laufe der Zeit weiter. Die Interessen, Ansichten und Lebenssituationen ändern sich. Wo ich vor 5 Jahren noch von einer Anlageentscheidung voll auf begeistert war, denke ich mir heute, was hat mich da damals bloß geritten? Heute schauen wir uns an, wie wir ein bestehendes ETF Depot am besten analysieren, die Schwächen aufdecken und neu ausrichten können.

Als Erstes nehmen wir den aktuellen Ist-Zustand auf. Nicht selten investieren im Laufe der Jahre in verschiedene ETFs, weil wir gehört haben die sind ganz besonders toll oder diese Branche wird alles in den nächsten Jahren in den Schatten stellen. Wir machen eine Einmalanlage oder richten einen Sparplan ein und kümmern uns nicht mehr darum. Der einzige Berührungspunkt ist der Blick in unser Depot, um die Gesamtperformance unserer Geldanlage zu bewundern oder meistens auch um diese zu beklagen.

Wir müssen deswegen als Erstes wieder ein Gefühl für unser Anlageverhalten bekommen. Worin bin ich denn genau investiert? Auf welche Länder und Branchen richtet sich mein Fokus und gibt es womöglich mehrere Überschneidungen innerhalb meiner ETFs? Dass dies relativ einfach funktioniert, zeige ich dir jetzt. (Schau es dir im Video an!)

Na? War deine ursprüngliche Depotausrichtung genau so für die Zukunft geplant? Wenn sich deine Ansichten geändert haben, erstellen wir nun den Fahrplan für die Neuausrichtung. Dazu würde ich mir ganz klassisch Stift und Papier nehmen und mir darauf folgende Fragen beantworten.

  • Entspricht mein ETF Depot noch meinen Ansichten und Überzeugungen?
  • Wenn nicht – wohin soll sich mein Depot entwickeln? Altersvorsorge, Kindervorsorge usw.
  • Sind meine Ziele und Pläne mit genau dieser Depotausrichtung zu verwirklichen?

Jetzt hast du sehr vielen Anlegern in Deutschland schon etwas voraus, denn du weißt ganz genau was du willst und auch nicht willst. Ein nicht unerheblicher Teil der Anleger fährt auf Sicht. Ein Depot wird einmalig erstellt, ohne es nochmals Revue passieren zu lassen. Wenn es nun einmal Kracht, ist man enttäuscht, weil man nicht das bekommen hat, was man wollte.

Wir haben nun unser aktuelles Depot genau analysiert und auf Überschneidungen geprüft. Wir wissen auch, was wir wollen und wohin sich unsere ETF Anlagen entwickeln sollen. Wie richte ich nun mein Depot neu aus? Soll ich alle ETFs verkaufen und dann von vorne anfangen?

Dies wäre die radikale Version und ist nicht immer sinnvoll. Zum einen wären die ganzen schon gemachten Bemühungen dahin. Zum Anderen, würden auch beim Verkauf meiner ETFs Steuern auf meine Kapitalgewinne, abzüglich meiner Freibeträge anfallen. Wir würden somit zusätzlich Kapital vernichten.

Welche Möglichkeit wäre somit besser? Hier kann ich dir keine Empfehlung geben. Denn jeder muss unbedingt seine eigenen Entscheidungen treffen. Ich kann dir nun ein paar Möglichkeiten an die Hand geben. Schlussendlich musst du aber für dich selber entscheiden.

Möglichkeit 1. Ich richte mir auf einem Blatt Papier oder einer Excel Tabelle mein neues ETF Depot mit der neuen Zielsetzung zusammen. Dieses vergleiche ich dann mit meinem bereits bestehenden Depot. Welche der schon besparten ETFs kann ich in diesen neuen Plan noch übernehmen? Diese notiere ich mir ebenso wie all jene Indexfonds, die nicht mehr in meine Neuausrichtung passen.

Alle ETFs, die nicht mehr in mein Depot passen kann ich nun, falls vorhanden, von meiner Sparplanliste ausschließen. Das bedeutet, ich bespare von nun an nur noch die neu ausgewählten ETFs und lasse die anderen im Depot, damit sie auch weiterhin an Performance gewinnen können. Sei aber bitte selber so schlau und bewerte diese ETFs auf ihre Zukunftsaussichten. Wenn du ihnen noch Potenzial zusprichst, dann lass sie im Depot. Aber wenn nicht lohnt sich dieses Vorhaben vermutlich auch nicht.

Möglichkeit 2. Vielleicht stehst du noch ganz am Anfang deiner Investorenkarriere oder die bisher erreichte Performance ist so schlecht, dass nicht mal Steuern auf deine Kapitalerträge abzüglich der Freibeträge anfallen würden. Dann wäre es eine Überlegung wert, das bestehende ETF Depot neu aufzubauen. Voraussetzung natürlich, dass die aktuelle Ausrichtung nicht deiner neuen Zielsetzung entspricht.

Somit könnten wir die bestehenden ETFs verkaufen. Beachte dabei bitte, dass evtl. je nach deinem Broker Verkaufsgebühren anfallen können. Nachdem wir unser bisher bespartes Depot aufgelöst haben, legen wir die komplette Summe auf ein Tagesgeldkonto. Dort ist es erst einmal geparkt.

Bei manchen Tagesgeldkonten kann ich einen Dauerauftrag auf mein Girokonto einrichten. Das bedeutet, dass ich von meinem Tagesgeldkonto jeden Monat z.B. 100€ auf mein Girokonto buchen lasse. Von meinem Girokonto kann ich dann einen Dauerauftrag in der Höhe meiner Sparrate auf mein Verrechnungskonto meines Brokers einrichten. Dieser kauft dann nach meinem Wunsch die ETF Anteile, die ich möchte. Ich muss mich somit um nichts mehr kümmern und habe meine Geldanlage automatisiert.

Vielleicht fällt dir auch noch eine dritte Möglichkeit ein, welche für dich persönlich viel besser funktioniert. Dann machst du es am besten genau so.

Eine Depot Neuausrichtung sollten wir aber nicht alle zwei Jahre machen. Denn am Ende haben wir ein großes Durcheinander und können nie richtig vom Zinseszinseffekt profitieren. Einmal richtig ausgerichtet, kann schon sehr viel bringen. Nichtsdestotrotz, würde ich ein oder zweimal pro Jahr mein Depot noch einmal durchleuchten, um wieder ein Gefühl für meine Ausrichtung zu bekommen. Denn das mit Abstand Beste daran, die eigene Geldanlage selbstbestimmt in die Hand zu nehmen ist, dass mir niemand etwas verkaufen kann, was ich auch nicht wirklich selber möchte und brauche. 

Disclaimer Die von mir in diesem Text getätigten Aussagen spiegeln ganz alleine meine Meinung wider. Es ist keine Aufforderung, die in diesem Text beschriebenen Tipps und Vorschläge auch so für dich in die Tat umzusetzen. Beachte, dass Anlagen in Aktien, ETF und Derivate riskant sind und im schlimmsten Fall zum Totalverlust führen können. Auch ich kann keine Prognose über zukünftige Verläufe treffen. Die von mir verfassten Texte und Aussagen dienen rein der Information und Weiterbildung. Links, welche mit einem* gegenzeichnet sind, sind sogenannte Affiliatelinks. Wenn du über diese Links ein Produkt oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmst, erhalte ich eine Vergütung. Für dich bedeutet dies keine Mehrkosten. Ich empfehle zudem nur Produkte, von denen ich selber überzeugt bin und diese auch persönlich nutze.