Heute möchte ich näher darauf eingehen, welche ETFs für welche Risikoaffinität geeignet sind.
Ein ETF unterscheidet sich in seiner Risikoklasse, Schwankungsbreite und Zielsetzung. Somit ist Indexfonds A für einen langfristigen Investor, welcher für seine eigene Altersvorsorge plant besser geeignet als ein anderer.
Um dies genauer zu verstehen, tauchen wir heute intensiver in die Zusammensetzung einzelner Indexfonds ein.
Aus diesem Grund habe ich eine Risikokategorisierung aufgestellt. Diese beginnt bei 1 und ist gleichzusetzen mit relativ sicher, schwankungsarm bis hin zu Kategorie 4, welche viel Risikobehafteter ist und mit teils erheblichen Schwankungen belegt ist.
Jeder Investor in Indexfonds sollte sich vor Beginn erst einmal eine sehr entscheidende Frage stellen. Was möchte ich überhaupt? Was sind meine Ziele und wofür möchte ich das Geld später einmal genau verwenden?
Wer hier nicht ganz klar und definiert diese Frage beantworten kann, wird langfristig auf verlorenem Posten sein und schlussendlich nicht mit der Performance zufrieden sein. Ich muss schließlich wissen, wonach genau suche ich eigentlich?
Doch wie kann ich meine Investitionsziele klar definieren?
Möchte ich mein Geld kurzfristig parken, um den Niedrigzinsen auf meinem Sparbuch zu entfliehen? Oder möchte ich ungenutztes Geld auf meinem Girokonto nicht einfach so liegen lassen? Sollte ich dies als mein persönliches Ziel definieren, dann bin ich in Risikoklasse 1 am besten aufgehoben.
Riskante Anlagen mit einer hohen Schwankungsbreite sollte ich hier besser meiden. Denn bei einem kurzfristigen Anlageziel kann ich mögliche Rückgänge an den Finanzmärkten nicht einfach aussitzen. Ich verlange sozusagen, jederzeit mindestens mein eingezahltes Geld wieder genauso herauszubekommen.
Sollte dies mein Ziel sein, würde ich als Erstes nicht direkt einen ETF suchen, sondern mir Gedanken über ein Tagesgeldkonto machen. Natürlich kann dies in der aktuellen Zeit kaum die Inflation ausgleichen. Aber ich kann mir bis zur garantierten Bankeneinlage zumindest sicher sein, dass ich mein eingezahltes Geld jederzeit wieder so zurückbekomme. Auf meiner Webseite findest du hier mehr dazu.
Wie hoch diese Liquiditätsrücklage sein soll, muss natürlich jeder für sich persönlich beantworten. Eine ungefähre Grundlage kann ein 3-monatiger Puffer sein, um zumindest damit die Fixkosten decken zu können. Außerdem kann somit auf kurzfristigen Geldbedarf reagiert werden, um z.B. Reparaturen bezahlen zu können.
Doch warum ist dieser Weg sinnvoll? Ein ETF ist grundsätzlich sinnvoll, wenn ich einen längeren Anlagehorizont habe und den Zinseszinseffekt im besten Falle noch voll mitnehmen kann. Wenn ich somit eine finanzielle Rücklage habe, neige ich viel weniger dazu meinen ETF aufzulösen, zu verkaufen oder auch meine persönlichen Sparbeiträge auszusetzen.
Nachdem wir nun eine Basis gebildet haben, können wir uns wieder den Indexfonds widmen.
In der Risikoklasse 1 befinden sich grundsätzlich Anleihen in meiner Heimatwährung. Die Schwankungen hierbei sind eher gering bis moderat. Ebenso ist die zu erwartende Performance moderat.
In diese Risikoklasse kann ich investieren, wenn ich in absehbarer Zeit von 3 -5 Jahren einen Geldbedarf habe. Es kann als Erweiterung meines Tagesgeldkontos dienen oder als Beimischung bzw. Risikostreuung meines Depots.
Bei Anleihen unterscheiden wir zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Im Grunde sind sich diese Schuldverschreibungen relativ ähnlich. Im Detail jedoch gibt es einen Unterschied.
Bei einer Anleihe leihe ich dem Emittenten Geld, welches dieser mir am Ende einer vorher festgelegten Laufzeit wieder zurückbezahlt. In dieser Zeit erhalte ich ebenso vorher festgelegte Zinsen. Je höher diese Zinsgutschriften sind, desto tendenziell risikobehafteter ist das Investment. Warum das so ist?
Die Finanzmärkte versuchen ebenso wie wir Privatanleger mit so wenig Risiko wie möglich, so viel Rendite wie möglich zu erzielen. Sollte nun jedoch ein Staat finanzielle Probleme haben, fordern die Investoren einen höheren Zins bzw. eine höhere Risikoprämie als Kompensation.
Somit setze ich Staatsanleihen in Risikoklasse 1. Die genauen Unterschiede von Staatsanleihen ETFs werde ich demnächst in einem anderen Beitrag noch einmal genauer beleuchten. Dabei werde ich auch auf den Unterschied zwischen kurz- und langlaufenden Staatsanleihen eingehen.
Die Risikoklasse 1 möchte ich noch einmal unterteilen. So setze ich Unternehmensanleihen in Euro notiert in die Risikoklasse 1-
Unternehmensanleihen sind ebenfalls Schuldverschreibungen gegenüber eines Emittenten. In diesem Fall von verschiedenen Unternehmen. Den Unterschied, den ich hier mit der marginalen Risikounterteilung mache, hat folgenden Grund.
Ich möchte, dass du dir selber diese Frage beantwortest. Wie schätzt du die langfristige finanzielle Schlagkraft des gesamt deutschen Staates im Vergleich zu einem mittelständischen Betrieb ein?
In der Coronapandemie ist dieser Unterschied gerade so deutlich wie lange nicht. Der deutsche Staat wird mit seinen Steuereinnahmen und der hervorragenden Bonität auch noch in vielen Jahren ein zuverlässiger Schuldner sein. Wie es jedoch mit einzelnen Unternehmen, sei es der Mittelstand oder größere Industriezweige in Zukunft aussehen wird, ist nicht vollständig geklärt.
So ist im Vergleich zu ganzen Staaten immer noch ein kleines Risiko obendrauf in Unternehmensanleihen impliziert. Der große Vorteil von Unternehmensanleihen ist jedoch, dass sie in einer möglichen Insolvenz noch vor Aktien bedient werden. So bekommen Besitzer von Anleihen ihre Zinszahlungen noch bevor Aktionäre ihre Dividenden bekommen. Anleihebesitzer werden bei einer Unternehmenspleite wahrscheinlicher bedient als Investoren von Aktien. Unternehmensanleihen bewegen sind ähnlich der Entwicklung der zugrunde liegenden Aktie.
Zur Risikoklasse 2 zähle ich Unternehmens- und Staatsanleihen. Du wirst dir jetzt denken, das hatten wir doch eben schon in Klasse 1. Ganz genau! Doch hierzu zähle ich nun Staats- und Unternehmensanleihen in Fremdwährungen.
Anleihen werden in einer gewissen Währung ausgegeben. Z.b. deutsche Staatsanleihen oder die von anderen europäischen Ländern in Euro.
Wenn ich nun jedoch Staatsanleihen aus den USA beziehe, werden diese in der jeweiligen Landeswährung ausgegeben. In diesem Fall der USD. Wechselkurse schwanken jedoch ständig zueinander. Sollte ich als Beispiel aktuell für 100 € 130 $ bekommen, kann ich in 3 Monaten nur noch 120 $ Dollar dafür bekommen. Die Wechselkursschwankungen hängen von vielen Faktoren ab. Diese können volkswirtschaftliche oder auch politische Gründe haben.
Auch wenn Staats- und Unternehmensanleihen wie in Risikoklasse 1 beschrieben grundsätzlich eine sicherere Komponente haben, können diese durch den Wechselkursunterschied noch einmal, je nach Währung, teils erhebliche Schwankungen zusätzlich erhalten.
Somit können uns dadurch Chancen und auch zusätzliche Renditen entstehen. Das Pendel kann aber auch in die andere Richtung ausschlagen. So sollte der Hauptbestandteil unserer Anleihen stets in der jeweiligen Landeswährung unseres Hauptwohnsitzes sein. Eine kleine Beimischung in Fremdwährungen kann je nach Risikoaffinität aber vorgenommen werden.
In Risikoklasse 3 zähle ich aktienbasierte, aber breit gestreute ETFs. Die besten Beispiele hiervon sind der MSCI World, welcher aktuell in über 1.600 verschiedene Unternehmen auf der ganzen Welt, verteilt auf verschiedene Branchen investiert.
Getoppt wird dieser nur noch durch den MSCI All Country World. Dieser investiert in knapp 3.000 verschiedene Unternehmen weltweit. Der MSCI All Country World setzt sich aus dem MSCI World zusammen und dem MSCI Emerging Markets. Der Anteil des zweitgenannten Index ist jedoch untergewichtet.
So spiegelt der All Country World Index knapp 85 % der weltweiten Marktkapitalisierung wider. Mit so breit gestreuten ETFs partizipieren wir von den Chancen der Aktienmärkte, können jedoch branchenspezifische Risiken minimieren. Die wirtschaftlichen Gesamtrisiken bleiben jedoch nach wie vor bestehen. So kann es in Abschwüngen auch einige Prozentpunkte nach unten gehen. Diese Situationen müssen wir meistern und aushalten bzw. durchhalten können.
So sind ETFs in der Risikoklasse 3 für langfristig orientierte Anleger geeignet bzw. empfohlen. Ein Anlagehorizont ab 10 Jahren wäre ideal. So können evtl. Verluste zusätzlich minimiert werden. Diese Art von Indexfonds sind für den langfristigen Vermögensaufbau gedacht. Altersvorsorge, Ziele und Wünsche in der Zukunft oder um einen Kapitalstock für die Ausbildung der Kinder aufzubauen.
Die Währungsgrundlage wie in den Risikoklassen 1 und 2 besonders hervorgehoben spielt hier eine eher untergeordnete Grundlage. Denn bei einem Anlagehorizont ab 10 Jahren, gleicht sich dieser langfristig aus. Solange darauf geachtet wird, dass es sich hierbei um die großen Währungen wie den Euro oder den US-Dollar handelt. Im Zuge des Brexits hat man z.B. gesehen, welche Schwankungen Anlagen im britischen Pfund mit sich bringen.
In Risikoklasse 4 zähle ich besonders schwankungsintensive ETFs dazu. Diese können sehr hohe Profite mit sich bringen, aber auch teilweise erhebliche Verluste mit dem Risiko des Totalverlustes. Es sind eher Wetten als langfristige Anlagen.
Dazu zähle ich Investments in einzelne Branchen, Länder oder Rohstoffe. Nehmen wir exemplarisch den WisdomTree Cloud Computing ETF.
Dieser investiert in Unternehmen, welche in dem Bereich Cloud Software und Cloud Dienstleistungen beheimatet sind. Eine ohne Frage zukunftsträchtige Branche. Alleine dieser Indexfonds erreiche im Jahr 2020 eine Rendite von über 90 %! Eine imposante Performance. Jedoch ist dies eine Wette auf eine Branche. Davon auszugehen, dass diese Performance nun jedes Jahr so weitergeht ist unrealistisch. Es kann im Jahr darauf genauso wieder um viele Prozentpunkte nach unten gehen.
Die gesamte Altersvorsorge nun in diesen ETF zu investieren ist eine reine Wette. Maximal ein Betrag, der in der Zukunftsplanung keine große Rolle spielt, sollte für solche Einzelanlagen genutzt werden.
Genauso wie Anlagen in einzelne Länder sollten genau durchdacht werden. So verlor der Aktienmarkt in der Türkei in den letzten drei Jahren über 30 %.
Ich persönlich würde in Risikoklasse 4 sogar unseren heimischen DAX zählen. Meine komplette Altersvorsorge würde ich nicht nur in diesen einen Index investieren.
Der DAX besteht aus 30 Unternehmen. Diese zählen zum großen Teil zu der alten Garde. Zukunftsunternehmen wie SAP sind eher in der Minderheit. Ein Blick in die Factsheets zeigt zudem, dass die größten 3 Unternehmen insgesamt schon 30 % der kompletten Anlage ausmachen. Somit ist die Gesamtperformance maßgeblich von diesen 3 Unternehmen abhängig.
Rohstoffe würde ich insgesamt in Klasse 4 einstufen. Vor allem sehr spezifische Rohstoffe wie Öl oder Grundstoffe für die Industrie wie Rhodium. Gold gilt allgemein als sicher, hat aber den großen Nachteil, dass es keine Zinsen abwirft. Es entwickelt sich rein nur durch die Wertsteigerung.
Mit diesen 4 Risikoklassen werden wir nun in Zukunft die einzelnen Anlagen von ETFs bewerten. Somit haben wir eine Grundlage geschaffen, um nun darauf aufbauen zu können. Jetzt sind wir bereit, um uns mit einzelnen Indexfonds genauer zu beschäftigen und diese bewerten zu können.
Disclaimer Die von mir in diesem Text getätigten Aussagen spiegeln ganz alleine meine Meinung wider. Es ist keine Aufforderung, die in diesem Text beschriebenen Tipps und Vorschläge auch so für dich in die Tat umzusetzen. Beachte, dass Anlagen in Aktien, ETF und Derivate riskant sind und im schlimmsten Fall zum Totalverlust führen können. Auch ich kann keine Prognose über zukünftige Verläufe treffen. Die von mir verfassten Texte und Aussagen dienen rein der Information und Weiterbildung. Links, welche mit einem* gegenzeichnet sind, sind sogenannte Affiliatelinks. Wenn du über diese Links ein Produkt oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmst, erhalte ich eine Vergütung. Für dich bedeutet dies keine Mehrkosten. Ich empfehle zudem nur Produkte, von denen ich selber überzeugt bin und diese auch persönlich nutze.